“Der Scherz” ist ein Roman des Literaturnobelpreisträgers Milan Kundera, der im Jahr 1967 erschienen ist.
Es handelt sich hauptsächlich, um die Erlebnisse eines Kommunisten namens Ludvik in der Tschechoslowakei der 50er Jahre. Eines Tages schickt Ludvik seiner Freundin einen Brief, in dem er sich spaßhaft über den Kommunismus lustig macht. Leider wird sein Brief durch einen Beamten geprüft und beschlagnahmt. Folglich wird er verhaftet und in ein Gulag geschickt. Aufgrund dieser Ungerechtigkeit entwickelt er sich zu einer rachsüchtigen Person, die alles dafür tut, um sich an dem Parteiabgeordneten, der ihn einst verurteilt hatte, zu rächen, obwohl ihn dies selbst und andere Menschen ins Unglück stürzen kann.
Wichtig ist hierbei das Konzept, dass es sich bei der Tragödie, die die Hauptfigur erlebt, nur um ein Scherz des Schicksals handelt. Egal was Ludvik unternimmt, um dem Parteiabgeordneten zu schaden, wird es immer nutzlos sein und noch unschuldige Menschen verletzen.
Am Ende der Geschichte realisiert er, dass es zu spät für eine Vergeltung ist. Er realisiert auch, dass alles nur eine bedeutungslose Zeitverschwendung war. Alles war nur ein Witz. Ein Scherz des Lebens.
Die Geschichte Ludviks ist nicht lang genug für einen ganzen Roman, weswegen Milan Kundera dem Buch die Geschichten von drei anderen Figuren hinzugefügt hat. Sie passen sich vollkommen der Hauptgeschichte an und geben dem Leser verschiedene Lebensansichten, die die Perspektive Ludviks stark kontrastieren.
Z.B. kümmert sich Jaroslav, ein alter Schulfreund Ludviks, um die Verbreitung und Konservierung der tschechischen Volksmusik. Kostka, ebenfalls ein guter Freund von ihm, interessiert sich für das Wohlergehen Lucies, eines Opfers einer vor langer Zeit geschehenen Vergewaltigung. Nicht einmal ist die dritte Hauptfigur namens Helena selbstsüchtig, da sie sich total in Ludvik verliebt und von einem guten zukünftigen Zusammenleben mit ihm träumt.
Insgesamt harmonieren die vier Geschichten (Ludviks, Jaroslavs, Kostkas und Helenas) sehr gut miteinander. Obwohl der Anfang sich ein bisschen mehr zieht als die Reste der Geschichte, wird die Handlung ab dem zweiten kapitel sehr spannend und ab dem dritten noch interessanter.
Im dritten Kapitel begeht Ludvik die schlimmste Straftat seines Lebens, nämlich einen Scherz über den Kommunismus zu schreiben. Nachdem er ins Gefängnis gekommen ist, verliebt er sich in eine Frau. Das Problem liegt daran, dass die beiden aufgrund der strengen Sicherheit des Gefängnisses keinen physischen Kontakt haben können. Eine leidenschaftliche amour impossible.
Das Buch erschien ursprünglich auf Tschechisch, ich selbst aber habe eine Übersetzung ins Deutsche gelesen. Vielleicht wurde die Sprache des Autors dank der Übersetzung einfacher als vorher.
Mir ist oft passiert, dass klassische Bücher in ihrer Originalsprache schwerer zu lesen sind als ihre Übersetzungen. So schließen beispielsweise die deutschen und spanischen Übersetzungen der Bücher H.P. Lovecrafts, die typischen schwer zu verstehen Archaïsmen des Autors aus und verwenden stattdessen moderne Begriffe anderer Sprachen.
“Der Scherz” ist ohne Zweifel ein Meisterwerk Milan Kunderas. Das Buch entführt dich in die Welt vier sehr gut charakterisierter Figuren, deren Geschichten man mit dem Herzen mitfühlt. Die Tragödie von Ludvik und Lucie ist erschütternd. Durch Jaroslav lernt man viel über die Bräuche der Tschechen und fühlt eine Sehnsucht für “bessere Zeiten”. Kostka lehrt uns, von seinem Leben als Christ in einem überwiegend atheistischen Land. Letztendlich zerbricht unser Herz in tausend Teile, wenn wir das grausame Schicksal Helenas erleben.
Zusammengefasst sollte man diese Buch auf jeden Fall lesen zuvor dem Sterben. “Der Scherz” beinhaltet so viele Lehre und Reflexionen für den Leser. Dieser Roman ist nicht nur philosophisch sondern gleichzeitig auch spannend und sehr lustig. Dieses Werk enthält so viele Leidenschaft in seinen Zeilen, dass ich oft mit den Tränen kämpfen musste. Ich würde allen dieses Buch empfehlen. Allen.
Verfasst von Raúl A. «Radwulf» Valero Chávez
11.04.2018
Vielen Dank an A.Z. für die Korrektur