Man ist ein Deutschmuttersprachler, trotzdem fühlt man sich unverstanden in dem naheliegendem deutschsprachigem Dorf oder Land. Viele Länder Europas besitzen das Phänomen der Diglossie: Man schreibt in eine Sprache, aber man spricht eine andere. Zum Glück in Lateinamerika können sich alle Spanischmuttersprachler miteinander problemlos komunizieren. Jedoch die Frage steht immer noch: «Für wie lange?».
Vor 2000 Jahren verstanden sich die Deutschen, Schweden, Engländer, und Niederländer wahrscheinlich klar miteinander. Denn obwohl das Proto-Germanisch nicht mehr vorhanden war, unterschieden sich die germanischen Sprachen wenig voneinander.
Allmählich durch Kontakt mit anderen Kulturen und mithilfe der Zeit entwickelten sich verschiedene Dialekte und folgendermaßen selbstständige Sprachen aus dieselber Quelle.
Jahrhunderte später und nachdem Aufstieg des Nationalismus wuchs das Bedürfnis verschiedene kulturel und geschichtlich gleichgestellte Völker durch eine einzige Sprache zu unifizieren.
Aus diesem genannten Grund lag die Bibel Luthers die unerlässliche Basis für das Zusammenbinden sprachunterschiedlicher gemanischer Gruppen. Heutzutage kann ein Schweizer sich mit einem Deutschen auf Hochdeutsch unterhalten. Das Hochdeutsch hat Brücke zwischen den Nachfahren der Germanen errichtet.
Im Gegensatz zum Deutschen entfaltete und verbreitete sich das Spanische im Lateinamerika durch Blut, Sex, und Diplomatie. Vor allem nach der Unabhängigkeit vieler lateinamerikanischen Ländern hielten die mit spanischer Herkunft Latinos für sehr wichtig, alle Urbewohner zu «zivilisieren» und daher ihnen die richtige und vom Staat anerkannte Sprache beizubringen.
Dank dieser Ereignisse besitzen wir in Lateinamerika eine Monoglossie des gesprochenen und geschriebenen Spanisches, wobei die Möglichkeit einer wesentlichen Änderung der regionalen Sprachen und folgendermaßen das Auftreten der Diglossie besteht. Ich unterstütze die Hypothese, dass die lateinamerikanischen sprachlichen Varianten in starkunterschiedliche Dialekte allmählich umgewandelt werden.
Die Globalisierung hat nicht zur Homogenität des Spanischen verholfen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Tschilenische:
(ab 0:25 Hochspanisch und ab 0:57 Tschilenisch)
Für mich als Spanischmuttersprachler fällt es mir schwer pur Tschilenisch zu verstehen. Natürlich ist meine Situation wesentlich leichter, als die von einem Deutschen, der gesprochene Bayrisch verstehen muss. Nichtsdestoweniger sollen wir auch den Zeitfaktor in Betracht ziehen.
Wird es uns, den Latinos, in der Zukunft möglich sein, miteinander zu kommunizieren?
Alle Länder werden ihre eigenen sichvoneinanderunverständbaren Dialekte besitzen, die im Alltag als Verkehrsprache benutzt werden. Aber für die Interlateinamerikanische Kommunikation wird ein quasi Hochspanisch dafür verwendet.
Dies wird aber nur in 500 bis 1000 Jahren geschehen. Die Entwicklung der Sprachen ist meistens sehr konservativ und langsam.
Man muss nur warten.
Radwulf
26/04/2019