«Es ist erlaubt unterwegs zu reden? Da gibt es wahrscheinlich Regeln» – fragt Jack. Charon antwortet – «Ich würde es so mal ausdrücken: nur wenige schaffen den ganzen Weg ohne ein Wort zu verlieren, aber fahren Sie doch nun noch fort. Glauben Sie nur nicht: Sie könnten mir etwas erzählen, dass ich noch nicht gehört habe».
Der avant-gardische Regisseur, der es einmal
Sympathie für Hitler zu zeigen gewagt hat, hat einen der wildesten Filme zur Veröffentlichung gebracht. «The House that Jack built» hat unzählige Nerven geschüttert und ist Anlass für die reinste Kontroverse in heutiger Gerüchteküche der Weltcinema.
Der Film führt uns in das Leben Jacks, ein brutaler Serienmörder der 70er Jahren. Jeglicher Art von Gräueltaten werden unzenziert auf die Leinwand entgegengebracht: Von Tierquälerei bis zum Kindermord.
Jack (meisterhaftlich gespielt von Matt Dillon) erzählt uns von seinen grauenhaften Taten und versucht sich nicht als eine Bestie darzustellen, sondern als ein einzigartiger Künstler. Im Unterschied zu realen Serienmörder (die oft, aber nicht immer, nicht besonders intelligent sind) unterstützt Jack, mit feiner Rhetorik, seine Rolle als Raubtier in einer Welt voller Lämmer.
Als Leitmotif wird der unendliche Bau seines Hauses verwendet, da Jack selbst beruflich ein Architekt ist (daher der Titel des Films). Er vergleicht seine finsteren Straftaten mit den verborgenen Kunstwerke der alten Kathedralen, die oft von den Zuschauer unbeachtet gelassen werden. Verborgene Kunstwerke, die nur Gott sehen kann.
Um diesen Film zu verstehen, sind Vorkenntnisse über griechische Mythologie vorausgesetzt. Am Ende der Geschichte ist uns die Figur eines alten Mannes vorgestellt. Er ist Charon, der Bootfahrer, dessen Job Seele in die Hölle zu fahren ist.
Der Film beginnt mit einem Fastforward, wenn Jack ihn kurz vor seinem Tod trifft. In der ganzen Geschichte werden diese zwei Figuren eine philosophische Diskussion halten. Einerseits rechtfertigt sich Jack als Künstler. Andererseits wirft Charon ihn vor, ein Kriminell zu sein.
Trotz der Heftigkeit des Films hat Lars Von Trier sich Mühe gegeben, die Thematik mit Humor zu bereichern. Als ich im Kinosaal saß, hörte ich oft das Lachen der Zuschauer, was mich in Prinzip erstaunte, wegen der Natur des Films.
Zusammendfassend hat mir der Film gut gefallen. Nichtdestoweniger muss ich auch kritisieren, dass das Ende sehr langweilig war. Ich kann viele hervorragende ästhetische Eigenschaften dem Stil Von Triers zuschreiben. Trotzdem ist sein Tempo nicht der Ideal, um Geschichte zu erzählen.
«The House that Jack built» ist trotz allem ein sehr empfehlenswerter Film.
Radwulf
14/12/2018